Sicherung, Aufarbeitung und Erschließung des Archivs der Freien Österreichischen Jugend (Teil 1+2)

Projektförderung: Zukunftsfonds der Republik Österreich, P14-1785 (Teil 1) und P15-2292 (Teil 2); Nationalfonds der Republik Österreich (Teil 2)
Projektdauer: 01.11.2014–31.10.2015 (Teil 1), 01.01.2016–31.12.2016 (Teil 2)
Projektleitung: Siegfried Mattl (LBIGG), Teil 1 bis 25.04.2015 / Ingo Zechner (LBIGG), Teil 1 und Teil 2
ProjektmitarbeiterInnen: Karin Kaltenbrunner

Das Projekt diente der wissenschaftlichen Ordnung und Erschließung des Archivs der Freien Österreichischen Jugend (FÖJ). Die FÖJ, gegründet 1945 und strukturell beeinflusst von Vorläufer-Organisationen im anti-nazistischen Exil, war eine der bedeutendsten politischen Jugendorganisationen der Zweiten Republik. Als kommunistische Vorfeldorganisation manövrierte die FÖJ zwischen den demokratischen Traditionen des Widerstandes und der Stalinisierung der kommunistischen Parteien. Dies endete 1968 im Zuge der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ mit dem Bruch zwischen FÖJ und KPÖ. Ihre noch weitgehend ungeschriebene Geschichte spiegelt den Verlauf der postfaschistischen Neuordnung in Österreich auf exemplarische Weise wider.

Ende 2013 hat der Vorstand der FÖJ dem Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Gesellschaft (LBIGG) das Archiv zur Aufarbeitung übergeben. Allein der schriftliche Bestand umfasst rund 15 Laufmeter und legt in Sitzungsprotokollen, Korrespondenzen, Diskussions- und Beschlusstexten, Organisationsberichten und Materialsammlungen zu öffentlichen Kampagnen die Entwicklung der FÖJ von einer parteikommunistischen Vorfeldorganisation zu einer dissidenten Bewegung im Kontext der Neuen Linken offen. Einzigartig ist die Sammlung von im weitesten Sinne der Kultur- und Bildungsarbeit dienenden Artefakten wie Anleitungen zur Gestaltung der Gruppentreffen, Vortragsreihen, Spiele-, Lieder- und Gedichtsammlungen, u.a.m., die wichtige Aufschlüsse zur Praxis politischer Jugendarbeit nach 1945 bieten. Ein umfangreiches Foto-Archiv, Zeitschriften- und Mitteilungsblattreihen, Plakate, Fahnen und eine geringe Zahl weiterer Objekte und Artefakte (etwa Anstecknadeln und reich illustrierte Erinnerungsalben) ergänzen den Bestand um weitere für die Forschung wie für perspektivische öffentliche Verwendung relevante Materialien.

Teil 1 des Projekts wurde im Oktober 2015 mit einem Archivbestand von insgesamt 444 Konvoluten bzw. Einzelobjekten in 53 Archivschachteln abgeschlossen. Im Februar 2016 konnten die Arbeiten am Archiv der FÖJ aufgrund einer erneuten Förderung durch den Zukunftsfonds der Republik Österreich und die zusätzliche finanzielle Unterstützung durch den Nationalfonds der Republik Österreich fortgesetzt werden. Teil 2 des Projekts diente der Erweiterung des bisher aufgearbeiteten und erschlossenen Archivbestands um wesentliche Bild- und Drucksachenbestände insbesondere zur Bildungsarbeit und Gruppenlebengestaltung der FÖJ sowie zu deren Verflechtungen in die politischen und sozialen Bewegungen der österreichischen Neuen Linken ab den 1970er Jahren. Die Archivbestände wurden vollständig digitalisiert und nach Abschluss des Projekts für die wissenschaftliche Forschung zur Verfügung gestellt.

a. Bild: Abfahrt zum Pfingsttreffen 1952 in Graz unter dem Motto „Für die Heimat, für den Frieden“ © FÖJ – Bewegung für Sozialismus