„Die Grenzen des Digitalen: Audiovisuelle Medien und zeitgeschichtliche Forschung“

Wann

Do, 04/10/2012 – 14:00 bis 15:30

Wo

JKU – Johannes Kepler Universität, Altenbergstr. 69, 4040 Linz, Raum SZ 2

Panel 18 des Zeitgeschichtetags 2012 in Linz

Zum „Digital Turn“ zählt die Erfahrung der Omnipräsenz, der Ort- und Zeitlosigkeit von Dingen, die plötzlich überall und jederzeit verfügbar zu sein scheinen. Wo die digitalen Medien und insbesondere das Internet einen Durchbruch zu einer neuen Grenzenlosigkeit versprechen, tun sie das stets in einem Spannungsverhältnis zu Erfahrungen von Grenzen des geographischen, politischen und ökonomischen Raumes. Während ein kulturwissenschaftlicher und zeitgeschichtlicher Befund zum „Digital Turn“ noch aussteht, ist er in den audiovisuellen Medien auf technologischer Ebene bereits vollzogen.
Fotografie, Kinematografie und Tonaufzeichnung bedienen sich zu Beginn des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts mit wenigen Ausnahmen digitaler Verfahren zur Produktion, Distribution, Präsentation und Archivierung. Da ihnen ihre technische Reproduzierbarkeit schon eingeschrieben war, als sie sich noch analoger Verfahren bedienten, scheint der „Digital Turn“ zunächst nur einen quantitativen, keinen qualitativen Sprung zu bewirken. Tatsächlich jedoch zeigen sich die Grenzen zwischen den Medien bei den vielfältigen, mit großem Aufwand betriebenen Bemühungen, analoge Bild- und Tondokumente in digitale zu transferieren.
Für die zeitgeschichtliche Forschung, die sich neben schriftlichen gerne auch auf audiovisuelle Dokumente stützt, stellt sich dabei die Frage nach deren medialen Besonderheiten aus zwei Gründen mit besonderer Dringlichkeit: zum einen, weil sie sich mit dem Rückzug und dem Verschwinden der analogen Medien selbst als Forschungsgegenstand anbieten, zum anderen, weil beim digitalen Transfer die Identität des Forschungsgegenstandes verloren zu gehen droht (zwei Abzüge von einem Fotonegativ sind möglicherweise zwei Exemplare ein und desselben Fotos, ein Film und sein Videotransfer sind immer zwei verschiedene Dinge).
Das Panel stellt diese Frage mit Rücksicht auf die technischen, organisatorischen und institutionellen Rahmenbedingungen, die der zeithistorischen Forschung den Zugriff auf audiovisuelle Medien ermöglichen. Mit der Vorstellung einer neuen transmedialen Technologie zur wissenschaftlichen Annotation von Filmen präsentiert es darüber hinaus in exemplarischer Weise einen Grenzgang zwischen den Medien.

Voträge:
Alexander Horwath: Film und die digitale Kultur
Ingo Zechner: Digitale Annotation von Filmen: Eine neue transmediale Technologie
Robert Pfundner: Audiovisuelle Quellen im digitalen Zeitalter
Chair:
Siegfried Mattl.

Veranstalter: Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte, Johannes Kepler Universität Linz
Sponsor (Projekt): Zukunftsfonds der Republik Österreich