Figurations of Solidarity. Movements of the Political in Minor Cinema

Wann

Do, 08/12/2016 – 14:30 bis Sa, 10/12/2016 – 16:00

Wo

Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Jura-Soyfer-Saal, Hofburg, Batthyanystiege 26, 1010 Wien, Österreich

Kolloquium von Iris Frauenender und Joachim Schätz

Figuration versammelt Elemente des Umbruchs und der Verwandlung, sowohl medial als auch sozial. Sie setzt Identitäten außer Kraft und unterläuft Stillstand. Als “instabile phänomenale Präsenz” (Philippe Dubois) enteignet sie die umrissene Gestalt ihrer selbst, lässt Gesten des Einschlusses auf jene der Freisetzung treffen und begründet gemeinschaftliche Konstellationen. Figurale Äußerung und das Medium Film arbeiten einander zu. Sie erschaffen in ihren Praktiken wie in ihrer bildlichen Materialität Zeitverhältnisse, “die nie in der gewöhnlichen Wahrnehmung” (Gilles Deleuze) zu sehen wären, forcieren Begegnungen zwischen Ungleichem und lassen Grenzen unscharf werden. Sie brechen Beziehungen von Innen und Außen, Nähe und Ferne, Individuum und Gesellschaft auf, um sie ins Fragmentarische und Unvollendete zu überführen. Dadurch ermöglichen sie ein Hervortreten von “Fremdheit, Andersheit, radikale[r] Veränderung” (Louis Marin). Figurationen verknüpfen das Ästhetische mit Zusammenhängen des Politischen wie des Historischen. Das Kino wird zu ihrem Schauplatz, das Filmbild testet seine Nähe zur Revolution.

In den Unschärfen dieser Bewegungen von kollektivem Sprechen, Eingriff, Entwendung und Wiederaneignung finden das minoräre Bild seinen Lebensraum. Das Kino der kleinen Formen und der entschleierten Widerstände kollaboriert auf prägnante Weise mit der Figuration. “On the stroll of the stolen life, the life stolen by enlightenment and stolen back”, (Stefano Harney/Fred Moten) erlebt dieses “kleine” Kino in den 1960er Jahren eine deutliche Konjunktur sowie eine revolutionäre Schulung. Gleichzeitig transformiert wird in diesem Jahrzehnt das “Konzept des Kampfes […]. Auf vielfältige Weise ist seit den 1960er Jahren der Medienrahmen zum eigenlichen, omnipräsenten Kriegsschauplatz geworden.” (Rey Chow)
Die Tagung wird diese heterogene Bewegungen des Ästhetischen und Politischen einer Revision unterziehen, ihre Geschichtlichkeit sondieren und sie als Option zukünftiger Verfahren zur Debatte stellen. Sie wird das Wagnis von Solidarität auf und jenseits der Leinwand befragen, das in Algerien seit der formalen Unabhängigkeit von 1962 einen transnational wirkmächtigen Versammlungsort gefunden hat.

Veranstalter: Forschungsplattform Mobile Cultures and Societies
tfm│Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Aisthesis – Plattform für kritische Medien und Kulturtheorie