Das letzte Lager
Evakuierungstransporte in der Endphase des KZ-Komplexes Mauthausen
Das Konzentrationslager Mauthausen und seine noch bestehenden Außenlager bildeten den letzten großen Lagerkomplex des „Dritten Reiches“, der von den Alliierten befreit wurde. Der Großteil aller Häftlinge dieses Lagerkomplexes kam erst in diesem letzten Jahr nach Mauthausen. Der Vormarsch der alliierten Armeen war begleitetet von Evakuierungsmaßnahmen auf deutscher Seite, in deren Rahmen nicht nur Militärs und Zivilbevölkerung, sondern auch KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene, ZwangsarbeiterInnen und Gefängnisinsassen immer weiter in das Innere des schrumpfenden Reiches evakuiert wurden.
In dieser Arbeit wird gezeigt, dass Mauthausen im Funktionswandel des KZ-Systems eine wichtige Rolle als Evakuierungslager zukam. Aufgrund seiner geographischen Lage und seiner Bedeutung für die Rüstungsindustrie entwickelte sich der Lagerkomplex zu einem zentralen Evakuierungsraumen. Entgegen dem in der Forschung eingeengten Blick auf die dem SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt unterstehenden Konzentrationslager, wird in dieser Arbeit auch die Räumung anderer Lager und Gefängnisse einbezogen.
Eine zentrale Quelle zur Erforschung dieser Endphase sind die Berichte der Überlebenden. Neben publizierten wie unpublizierten schriftlichen Ego-Dokumenten bilden die Interviews des „Mauthausen Survivors Documentation Project“ (MSDP) eine wesentliche Basis zur Untersuchung der Erfahrungen dieser Überlebenden. In dieser Arbeit wird gezeigt, dass Erfahrungen sich in der Rückschau und im Vergleich mit anderen Ereignissen bilden. Die Schilderungen über Evakuierungstransporte sind auch abhängig von zuvor und später gemachten Erfahrungen während der gesamten Zeit der Deportation.