Geschlechterrollen im Film im Ersten Weltkrieg am Beispiel von ‚Wien im Krieg‘ (1916)
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Einsatz des Massenmediums Film in Österreich-Ungarn während des Ersten Weltkrieges. Dabei wird am behördlichen Propagandaspielfilm WIEN IM KRIEG aus dem Jahr 1916 exemplarisch untersucht, mit welchen Motiven und Bezügen Geschlechterbilder erzeugt wurden. Es wird die Frage aufgegriffen, mit welcher Rollenzuschreibung versucht wird, kriegsrelevante Meinung herzustellen und die Bevölkerung, insbesondere in der Heimat, zu beeinflussen. Der leider nur in Fragmenten erhaltene Film stellt eine wertvolle Quelle dar, die eine breite Palette an Ergebnissen hervorgebracht hat. Jenseits der geschlechtergeschichtlichen Zuwendung, die das Hauptaugenmerk der Analyse ausgemacht, galt es den Film einer filmhistorischen und kulturwissenschaftlichen Betrachtung zu unterziehen.
WIEN IM KRIEG veranschaulicht, wie sich in der Mitte des Krieges der Umschwung von Informations- zur Unterhaltungspropaganda vollzog. Unterhaltende, narrative Elemente im Film wie auch in anderen Medien sollten der steigenden Demoralisierung in der Heimat und bei den Soldaten entgegenwirken. Die Not sollte nicht als Krise reflektiert, sondern, im Gegenteil, im öffentlichen Diskurs negiert werden. Ob das gelingt und in welchem Ausmaß auf Geschlechterrollen zurückgegriffen wird, um staatliche Interessen durchzusetzen, ist der Fokus der vorliegenden Analyse.