Kontinuitäten und Transformationen des erotisierten Frauenkörpers
Bild-Text-Analyse zu Körperinszenierungen in Österreichs Printmedien 1960–1980
Anhand einer qualitativen Bild-Text-Analyse werden erotisierte Frauenbilder innerhalb der Neuen Kronen Zeitung (frühe 1960er bis späte 1970er) untersucht. Mithilfe des Analyseapparates sollen die (Teil-)Stränge dieses über die Massenpresse vermittelten korporalen Diskurses untersucht und mit soziokulturellen und institutionellen Entwicklungen in Verbindung gesetzt werden. Die an die Bild-Text-Einheiten gerichteten Fragen umschließen die Bereiche der Inszenierungsmodalitäten, ihre Kontexte und Ursachen.
Die erste Hälfte der 1960er-Jahre zeichnet sich durch eine Heterogenität des Bild-materials bei einer gleichzeitig geringen Zahl an Publikationen aus. Auch sind die Bilder Aufgrund der gesellschaftlichen Situation wenig explizit. Ab Mitte der 1960er beginnt eine quantitative Ausdehnung der publizierten Bilder die von inszenatorischen Neuerungen begleitet wird. Man versucht, durch textuelle und inszenatorische Kompensation ein Plus an Erotik und Nacktheit zu erzeugen. Es galt in dieser Zeit, einen bildpolitischen Kompromiss zu finden, der den Rezipientenkreis weder degoutieren noch langweilen durfte.
Die Publikationspraxis der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre unterscheidet sich in der Visualisierung des Brustwarzenbereiches. Dass die NKZ-Redaktion nun auch barbusige Frauenfotografien veröffentlichte, ist wohl in erster Linie den geänderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und damit der (marktstrategischen) ‚Notwendigkeit‘ geschuldet. Die inszenatorischen ‚Finessen‘ der Bild-Text-Einheiten verlieren jedoch zusehends an Bedeutung. Dieser Wandel kann auf zwei Ursachen zurückgeführt werden: Einerseits ist die topless-nudity genug ‚sexuelle Attraktion‘, weshalb man auf aufwändigere Strategien der Erotisierung verzichten konnte, andererseits kommt es zu einem grundlegenden Wandel in der der Bild-Text-Produktion, die sich durch Standardisierung und Konzentration auszeichnet.