Sichtbar machen
Politiken des Dokumentarfilms
„Der Film zeigt nicht nur Bilder, er umgibt sie auch mit einer Welt.“ Gilles Deleuze zufolge zeigt sich das Verhältnis von Bild und Welt vielgestaltig. Dieser Heterogenität entsprechend lassen sich die dokumentarischen Formen des Sichtbarmachens deuten. Zum Kernbestand dokumentarischer Ästhetik wie dokumentarischer Politik gehört es, Aufmerksamkeit dorthin zu lenken, wo sie zuvor fehlte.
Vor dem Hintergrund einer offenbar unentrinnbar mit Machtmechanismen und Erkenntnisansprüchen verknüpften Sichtbarkeit diskutiert der Band „Sichtbar machen. Politiken des Dokumentarfilms“ grundlegende Fragen und Problemlagen. Sie betreffen mediale Aspekte wie Bild, Stimme und Sprache ebenso wie die strategischen Dispositive des Bezugs zur Realität sowie der stets instabilen, dafür umso dynamischeren Wahrheitsproduktion im Dokumentarfilm.
Insbesondere werden dabei dokumentarische Verfahren in den Fokus gerückt, die eine politisch verstandene Sichtbarkeit erst herstellen und zugleich in Frage stellen. Sichtbarkeit wird von diesen Verfahren nicht einfach als empirische Eigenschaft von Gegenständen verstanden. Vielmehr erzeugen sie komplexe Beziehungen zwischen dem Sichtbaren / Sagbaren und dem Unsichtbaren, den Sphären der Worte, Dinge und Körper, den Gesten der Disjunktion und jenen der Verbindung, den Praktiken der Erfassung von Gegenwart und der Erinnerung.