Die Kartographie eines Nicht-Ortes. Über die Praktiken eines Modelleisenbahners

Wann

Sa, 18/06/2016 – 14:30 bis 15:00

Wo

Erste Bank Event Center, Petersplatz 7, 1010 Wien

Vortrag von Stefanie Zingl im Rahmen der Tagung: „Bahnhof verstehen”.

2009 wurde der Betrieb des Wiener Südbahnhofs eingestellt, die Gebäude in den Jahren danach demoliert und der neue Hauptbahnhof errichtet, welcher feierlich im Oktober 2014 eröffnet wurde. Der Neubau veränderte nicht nur die Gleisführungen von, nach und in Wien, sondern markierte ebenso eine Veränderung der Rolle des Bahnhofs als urbanen Ort. Der abgerissene Südbahnhof war (als übrigens drittes Bahnhofsgebäude an dieser Stelle) 1955 bis 1961 gebaut worden und damit in einer Zeit, als der Zug noch das gesellschaftlich dominierende Nah- und Fernverkehrsmittel war. Architektonisch hat sich das beispielsweise in der großen Eingangshalle gezeigt: In dem großen, hohen Raum konnte der lange Augenblick des Ankommens zelebriert werden.
Der neue Hauptbahnhof dagegen muss sich mit der Konkurrenz des Individualverkehrs befassen und überdies mit der des Flugzeugs. Anzukommen wird hier zu einem Moment des Transits und der Assimilation in den Stadtraum. Zudem wurde der Hauptbahnhof zu einer Zeit eröffnet, in welcher der öffentliche Raum zum umstrittenen Gut wird, wie die Diskussionen um Gentrifizierung und Überwachungskameras zeigen. Und schließlich ist der Bahnhof wieder zu einem politisch und emotional aufgeladenen Ort geworden, als er im vergangenen Jahr zum Ort der Ankunft tausender aus ihren Heimaten Vertriebenen wurde.

Veranstalter: Institut für Kunstgeschichte, Universität Wien