Verstellungen, Versetzungen und die Widersprüche der Inszenierung politischer Subjektivität in Axel Cortis ORF-Fernsehspielen über den (Post-)Nazismus

Wann

Fr, 05/12/2014 – 16:00 bis 16:20

Wo

Funkhaus Wien, Studio 3, Argentinierstraße 30a, 1040 Wien

Vortrag von Drehli Robnik im Rahmen der Tagung „Genocide at Prime Time: Der Holocaust im Fernsehen“ des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI).

Die Ausstrahlung der US-Miniserie Holocaust. Die Geschichte der Familie Weiss versetzte Ende der 1970er-Jahre das Fernsehpublikum der USA, Westeuropas und Israels in Aufregung. Die Serie war umstritten, die Rezeption blieb stets ambivalent, und sagte viel über den Umgang, die Erinnerung, das Vergessen beziehungsweise die Verdrängung des Judenmords aus. In Osteuropa konnte Holocaust erst nach der Wende ausgestrahlt werden, wodurch die Rezeption entsprechend verändert war.
Heute lässt sich konstatieren, dass die Trivialisierung des Schicksals einer deutsch-jüdischen Familie in den Jahren 1933–1945 einen Epochenbruch in der Erinnerung an die Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden bewirkte und deren mediale Repräsentation maßgeblich beeinflusste. Die Serie markierte den Beginn einer globalen Erinnerungskultur, eröffnete das Potenzial für transnationale, universale Bezugsrahmen. Holocaust, ein vorher wenig bekannter und verwendeter Begriff, wurde nun zu einer – anfänglich durchaus noch umstrittenen – allgemeinen Bezeichnung des nationalsozialistischen Mordes an den Juden.
Die Simon Wiesenthal Conference 2014 nimmt den 35. Jahrestag der Ausstrahlung der Serie im österreichischen Fernsehen (ORF) zum Anlass, die Aufarbeitung des Holocaust in den US-amerikanischen sowie den europäischen – Ost und West ausdrücklich gleichermaßen – nationalen Fernsehkulturen in Augenschein zu nehmen und zu klären, inwieweit die Serie Holocaust, ob sie nun ausgestrahlt wurde oder nicht, die televisionäre Aufarbeitung des NS-Massenmordes beeinflusste.