27 Jan 2023 von scolpan

Visuelle Geschichte des Holocaust – Das Bildgedächtnis mit digitalen Mitteln analysieren und transformieren

LBG Pressemitteilung, 17.01.2023: Anlässlich des Holocaust Remembrance Day 2023 gibt das in Wien koordinierte EU Horizon 2020 Forschungsprojekt „Visual History of the Holocaust: Rethinking Curation in the Digital Age“ (VHH) in einer Veranstaltungsreihe Einblicke in die Ergebnisse seiner Arbeit.

„Es gibt Bilder, die man nie mehr vergisst,“ sagt Ingo Zechner, Direktor des Ludwig Boltzmann Institute for Digital History (LBDH). „Aber sollte man sich nicht auch daran erinnern, wie und durch wen sie entstanden sind, wer sie wofür benutzt hat, wo sie ihre Spuren hinterlassen haben, welche anderen Bilder sie verdrängt und welche nicht vorhandenen Bilder sie ersetzt haben?“
Wie prägen Bilder unser visuelles Gedächtnis und in welcher besonderen Weise tun das bewegte Bilder? Wie kann man in diesen Prozess mit digitalen Mitteln eingreifen? Das sind die leitenden Forschungsfragen des vom Ludwig Boltzmann Institute for Digital History gemeinsam mit dem Österreichischen Filmmuseum koordinierten Projekts VHH, das in vielerlei Hinsicht die Grenzen des Sagbaren, Zeigbaren und Machbaren auslotet. Ausgehend vom Extremfall, den Bildern alliierter Kameraleute, die diese im Zuge der Befreiung der Konzentrationslager und anderer Orte nationalsozialistischer Massenverbrechen aufgenommen haben, geht es darum, Kuratieren im digitalen Zeitalter noch einmal neu zu denken.
Im Rahmen des Projekts wurden 445 Filmrollen im Umfang von 67 Stunden in digitaler Form zusammengeführt, deren analoge Kopien weiterhin auf Archive in den USA, Großbritannien, Russland und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken verstreut sind. Sie werden mit teils neuen, an der TU Wien und von der Wiener Softwarefirma max.recall entwickelten digitalen Technologien analysiert und erschlossen und mit historischen Fotografien und Textdokumenten, Zeitzeugeninterviews sowie mit späteren visuellen Darstellungen des Holocausts verknüpft.
Neue Standards der Filmdigitalisierung kommen dabei ebenso zum Einsatz wie automatisierte Verfahren der Bild- und Textanalyse, deren Ergebnisse sorgfältig manuell überprüft werden. Die Möglichkeiten, Herausforderungen und Grenzen dieser digitalen Technologien stehen im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe. „Ihr Potenzial reicht weit über die Holocaustforschung hinaus und verändert in fundamentaler Weise die kuratorische Arbeit von Archiven, Bibliotheken, Museen und anderen Einrichtungen zur Bewahrung des Kulturerbes“, sagt Michael Loebenstein, Direktor des Österreichischen Filmmuseums.

Veranstaltungsreihe
Detailinformationen: https://www.vhh-project.eu/events-2023/

Freitag, 27. Jänner 2023

Veranstaltungsort: TUtheSky (Getreidemarkt 9, 1060 Wien)
Für geladene Gäste. Anmeldung beim Ludwig Boltzmann Institute for Digital History
09:00-12:30 Präsentation und Podiumsdiskussion: Digitales Kuratieren

Veranstaltungsort: Österreichisches Filmmuseum
Karten und Reservierung unter www.filmmuseum.at
18:00-20:00 Präsentation: Von Bildern extremer Gewalt und vom digitalen Kuratieren
20:30 Filmvorführung: Remember (Atom Egoyan, 2015)

Mit internationalen Gästen:
Tobias Ebbrecht-Hartmann (Hebräische Universität Jerusalem)

Sonntag, 29. Jänner 2023

Veranstaltungsort: Österreichisches Filmmuseum
Karten und Reservierung unter www.filmmuseum.at
15:00 Präsentation: Das Fortunoff Video Archive, Überlebende und „archivarischer Aktivismus“ in englischer Sprache
18:00 Filmvorführung: Kinodokumenty o zverstvach nemecko-fašistskich zachvatčikov (UdSSR, 1945) Einführung und Untertitel in englischer Sprache

Mit internationalen Gästen:
Stephen Naron (Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies – Yale University, New Haven)
Irina Tcherneva (Centre National de la Recherche Scientifique, Paris)

Projektrahmen
Das Projekt „Visual History of the Holocaust: Rethinking Curation in the Digital Age“ (VHH) wird im Rahmen des Horizon 2020 Programms der Europäischen Kommission mit 5 Millionen Euro gefördert. Es wurde am 1. Januar 2019 gestartet und läuft bis zum 31. März 2023. Koordiniert wird das Projekt vom Ludwig Boltzmann Institute for Digital History (www.lbidh.org) gemeinsam mit dem Österreichischen Filmmuseum (www.filmmuseum.at). Das Projektkonsortium umfasst 12 österreichische, deutsche, israelische und französische Forschungseinrichtungen, Museen, Gedenkstätten und Technologieentwickler und wird von assoziierten Partnern in Europa und den USA unterstützt.

Projektkonsortium
• Ludwig Boltzmann Institute for Digital History (Ludwig Boltzmann Gesellschaft) (AT): Koordination
• Österreichisches Filmmuseum (AT): Co-Koordination
• TU Wien (AT)
• Justus-Liebig-Universität Gießen (DE)
• Hebräische Universität Jerusalem (IL)
• Universität Bremen (DE)
• Center for Russian, Central European and Caucasian Studies (Centre National de la Recherche Scientifique) (FR)
• KZ-Gedenkstätte Dachau (Stiftung Bayerische Gedenkstätten) (DE)
• Gedenkstätte Bergen-Belsen (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten) (DE)
• KZ-Gedenkstätte Mauthausen Memorial (AT)
• Deutsches Filminstitut & Filmmuseum (DE)
• max.recall information systems GmbH (AT)

Assoziierte Partner
• National Archives and Records Administration (USA)
• United States Holocaust Memorial Museum (USA)
• Fritz Bauer Institut (DE)

Projekt Website
www.vhh-project.eu

Inhaltlicher Kontakt
Dr. Ingo Zechner
Projektkoordinator
Leiter Ludwig Boltzmann Institute for Digital History (LBIDH)
Hofburg, Batthyanystiege, Mezzanin, 1010 Wien
Tel. +43-1-890 96 89
vatb.mrpuare@uvfgbel.yot.np.ng
www.lbidh.org

Michael Loebenstein
Co-Projektkoordinator
Direktor Österreichisches Filmmuseum
Augustinerstraße 1, 1010 Wien
Tel. +43-1-533 70 54-0
qverxgvba@svyzzhfrhz.ng
www.filmmuseum.at

Pressekontakt
Laura Heller, MA
PR & Communications
Ludwig Boltzmann Gesellschaft
Nußdorfer Straße 64, 1090 Wien
Tel. +43-1-513 27 50-35
ynhen.uryyre@yot.np.ng
lbg.ac.at