Archäologie des Amateurfilms. Ausgrabungen zur visuellen Kultur der Moderne
Projektförderung: FWF Der Wissenschaftsfonds, P 23093-G21
Projektdauer: 01.02.2011–31.01.2013
Projektleitung: Siegfried Mattl (LBIGG)
ProjektmitarbeiterInnen: Karin Fest (LBIGG); Carina Lesky (LBIGG); Vrääth Öhner (Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften, Universität Wien; LBIGG); Christiana Perschon (LBIGG); Ingo Zechner (LBIGG)
Projektpartner: Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Gesellschaft (LBIGG); Österreichisches Filmmuseum (ÖFM); Kinothek Asta Nielsen, Frankfurt am Main; Universität Siegen, Lehrstuhl für Mediengeschichte (Susanne Regener)
Das Projekt „Archäologie des Amateurfilms. Ausgrabungen zur visuellen Kultur der Moderne“ war als Erschließungs- und Analyseprojekt, das ein von der internationalen film- und kulturwissenschaftlichen Forschung bisher kaum zur Kenntnis genommenes Feld filmischer Ausdrucksweisen und -praktiken – den Amateurfilm – zum ersten Mal in systematischer Weise historisch untersucht hat.
Dafür stand dem Projektteam ein rund 7.000 Rollen Amateurfilm umfassender, grob vorstrukturierter Bestand des Österreichischen Filmmuseums zur Verfügung, der für die Grundlagenforschung in besonderem Maße geeignet schien, weil er mit Bezug auf das verwendete Filmmaterial, den Entstehungszeitraum, die Adressierung des Publikums sowie die „Autorenschaft“ äußerst vielfältige filmische Dokumente enthält: Diese reichen von seltenen frühen Amateurspielfilmen und einer Sammlung von Amateurfilmen mit dem Schwerpunkt Zwanziger- und Dreißigerjahre über biographisch rekonstruierbare Familienfilme bis zu einem im Kontext Amateurfilm einzigartigen filmischen Nachlass (Sammlung Apfeltaler, rund 150 Rollen, darunter Familienfilme, Gebrauchsfilme, Aktualitäten); von komplex konstruierten Kulturfilmen bis zu einem umfassenden Sonderbestand an Flohmarktfunden höchst unterschiedlicher Provenienz (Sammlung Arash, ca. 1930 bis 1980).
Ziel des Forschungsprojekts war es, die im Bestand überlieferten Themenstellungen, Motivkomplexe und ästhetischen Formen in ihrer gegebenen Heterogenität historisch zu rekonstruieren und sie mit jenen kulturellen Praktiken in Beziehung zu setzten, deren Resultat und Ausdruck sie sind. Auf diese Weise kam das Projekt zwei Forderungen nach, die in der Theoriebildung zum Amateurfilm wiederholt geäußert wurden: Zum einen der Forderung, die Untersuchung der kulturellen Praktiken des Amateurfilms vom Familienfilm auf die Produktionen so genannter ambitionierter Amateure auszuweiten; zum anderen, dies mit Blick auf die historische Entwicklung der ästhetischen Formen zu tun, und zwar um feststellen zu können, welche Einflussfaktoren – technologische Entwicklungen, sozialgeschichtliche Aspekte und intermediale Referenzen – ihrer beider Genese bestimmen. Nicht zuletzt ging es der Untersuchung also darum, die Fülle an faktischen, historischen, sozialen und materialen Informationen über die visuelle Kultur der Moderne freizulegen, die der Amateurfilm enthält, dazu das methodische und analytische Instrumentarium zu entwickeln sowie auf einer empirischen Basis zu erweitern und die Informationen der wissenschaftlichen Forschung zugänglich zu machen.