Welterkundung zwischen den Kriegen: Die Reisefilme des Colin Ross (1885–1945)
Projektförderung: FWF Der Wissenschaftsfonds, P 27244
Projektdauer: 01.03.2015–28.02.2017
Projektleitung: Siegfried Mattl (LBIGG), bis 25.04.2015 / Nico de Klerk (LBIGG)
ProjektmitarbeiterInnen: Kristin Kopp (University of Missouri; LBIGG), Joachim Schätz (LBIGG), Katalin Teller (LBIGG)
Projektberatung: Ingo Zechner (LBIGG)
Support: Jeannine Baker, Jacob Benfell, Iris Fraueneder, Christiana Perschon, Katrin Pilz, Christopher Taylor
Projektpartner: Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Gesellschaft (LBIGG), Österreichisches Filmmuseum, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften Universität Wien (Vrääth Öhner), Centre for Media History, Macquarie University New South Wales (Bridget Griffen-Foley), Dept. of Film Studies, University of Western Ontario (Tobias Nagl), Dept. of German Studies, McGill University, Montreal (Michael Cowan), Dept. of Media Studies, University of Film & Television, Potsdam-Babelsberg (Michael Wedel), Dept of Media Studies, University of Marburg (Malte Hagener), National Film and Sound Archive, Canberra (Michael Loebenstein)
Im Mittelpunkt des Projekts steht der Reisefilm-, Reisebuchautor und Vortragende Colin Ross (1885–1945) als populärkulturelles Phänomen. Sein umfassendes Werk ist nicht nur für bestimmte Aspekte der Kultur der Weimarer Republik exemplarisch, sondern dient auch dazu, die spezifischen Trends geopolitischen Denkens, die der sog. konservativen Revolution zugrunde lagen, zu studieren.
Ross setzte erfolgreich die Möglichkeiten der Kulturindustrie ein und schuf sich in Zusammenarbeit mit renommierten Verlagen (Brockhaus, Ullstein) und Filmgesellschaften (Ufa, Tobis) eine eigene Marke. Sein Erfolg beruhte nicht zuletzt auf einem eigenwilligen journalistischen bis kulturphilosophischen Denken, das zwischen nationalistischer Kolonialtradition und neuem globalem Denken angesiedelt war, aber bis 1933 auch Öffentlichkeiten der deutschen und österreichischen Linken bespielen konnte.
Vorderstes Ziel des Projektes war deshalb die kritische Interpretation des Beziehungsgeflechtes von Weimarer Populärkultur und ideologischen Kontexten, wie es in Ross’ Filmen zutage trat. Die wissenschaftliche Analyse des bislang unbearbeiteten Filmbestandes (Filmkopien in Archiven in Berlin, London, Moskau, der filmische Nachlass im Österreichischen Filmmuseum) wurde verbunden mit einer datenbankgestützten Aufarbeitung des schriftlichen Werkes und der Vortragstätigkeit des Autors. Daran schloss die historisch-kritische Erforschung des diskursiven und tropologischen Feldes an, in dem das Ross’sche Œuvre verortet werden muss. Mediale Hybridität, Marketingstrategien ebenso wie geopolitische Beobachtungen, die, sich wechselseitig durchdringend, seine Arbeiten kennzeichnen, wurden auf ihre Korrespondenz mit zeitgenössischen wissenschaftlichen Diskursen, politischen Öffentlichkeiten und massenmedialen Praktiken hin untersucht.
Die Projektergebnisse wurden in drei internationalen Workshops und auf Tagungen zur Diskussion gestellt, durch Publikationen in peer-reviewed journals verbreitet sowie auf einer Website präsentiert, u.a. in Form von intermedial aufbereiteten Fallstudien.